S 1. FC Union Berlin: Frauen kurz vor dem Aufstieg – Wie steht es um den Frauenfußball in Berlin? – FussballbundesligaLive.de

1. FC Union Berlin: Frauen kurz vor dem Aufstieg – Wie steht es um den Frauenfußball in Berlin?

Bild vergrößern Foto: O.Behrendt / Contrast / IMAGO if (typeof(Event) === ‚function‘) {window.dispatchEvent(new Event(‚POLYGON_DOM_LARGEST_CONTENTFUL_PAINT_READY‘));} Berliner Frauenfußball In den Farben getrennt, im Aufstieg vereint Der 1. FC Union könnte der erste Berliner Frauen-Bundesligist seit 15 Jahren werden. In dieser Zeit hat sich in der Frauenfußball-Landschaft der Hauptstadt viel getan. Von Alexandra Evgienko 15.04.2025, 13.00 Uhr Zur Merkliste hinzufügen Artikel anhören (9 Minuten) 9 Min X.com Facebook E-Mail Link kopieren Weitere Optionen zum Teilen X.com Facebook E-Mail Messenger WhatsApp Link kopieren Die Frauen des 1. FC Union stehen als Tabellenzweiter kurz vor dem Aufstieg in die Bundesliga. Dank der Aufstockung der ersten Liga zur kommenden Saison wird es drei Aufsteiger geben, was Union schon fünf Spieltage vor Saisonende eine gewisse Sicherheit gibt. Historisch wäre dieses Ereignis nicht nur für Union als Verein, sondern auch für Berlin als Fußballstandort. Ganze 15 Jahre mussten vergehen, bis es in Berlin wieder eine begründete Hoffnung auf einen Frauen-Bundesligisten gibt. 2010 verabschiedete sich Tennis Borussia als Tabellenletzter aus der Bundesliga, seitdem fehlte in der Hauptstadt ein Frauen-Team auf höchstem Niveau. In dieser Zeit hat sich viel getan. Wie steht es um den Berliner-Frauenfußball Mitte 2025? Professionalisierung in Köpenick Was in einigen Bundesliga-Vereinen ein langfristiges Ziel ist, ist in Köpenick seit Sommer 2023 Realität: Die Frauen von Union sind Profis. Vereinspräsident Dirk Zingler positionierte sich dazu deutlich: „Der 1. FC Union Berlin verfügt über zwei Profimannschaften, die die sportliche Leistungsspitze des Vereins bilden und danach streben, in der höchsten Spielklasse anzutreten. Es ist nur folgerichtig, dass beide Teams künftig in der gleichen Struktur geführt werden.“ Gleiche Struktur bedeutet bei Union unter anderem: gemeinsame Spielstätte. Seit dem Beginn der aktuellen Saison finden alle Heimspiele im Stadion An der Alten Försterei statt. Die Idee geht auf: Deutschlandweit hat Union den zweithöchsten Zuschauerschnitt (5.300).Neben lauterer Stimmung auf den Rängen bringt die Professionalisierung aber vor allem den vollen Fokus auf den Leistungssport mit sich. Die Unionerinnen verdienen ihren Lebensunterhalt mit dem Fußball, was die Gestaltung des Alltags grundlegend ändert. Eine Basis für den sportlichen Erfolg stellen auch die Trainingsbedingungen dar, die dem angestrebten Bundesliga-Niveau angepasst wurden. „Wir können mittlerweile im Winter auf Rasenplätzen mit Heizung trainieren und sind in ein neues Trainingszentrum eingezogen“, schilderte die Geschäftsführerin der Frauen, Jennifer Zietz. Damit die Erfolgsphase möglichst lange anhält, wird konsequent im Nachwuchsbereich gearbeitet. Die Zweitvertretung der Unionerinnen spielt aktuell in der Regionalliga Nordost. Neue Generation Am anderen Ende der Stadt, in Westend, werden ähnliche Ziele verfolgt. Die Frauen von Hertha BSC befinden sich allerdings noch am Anfang eines langen Weges. Der Komplexität dieses Weges ist sich auch Sofian Chahed, der Leiter des Frauenfußballs, bewusst: „Natürlich ist es auch mein Traum, mit der ersten Mannschaft irgendwann in der ersten Bundesliga zu spielen, aber da werde ich bewusst keinen Zeitraum nennen.“ Der Anfang des Weges war die Übernahme der Frauenabteilung von Hertha 03 Zehlendorf im Sommer 2023. Diese sollte nach vorangegangen Kooperationen mit dem FC Lübars und Turbine Potsdam den Weg für die erste eigene Mannschaft ebnen.Der explizite Wunsch, eine Frauenabteilung aufzubauen, kam aus der Fanszene – der Fanklub „Axel Kruse Jugend“ stellte im November 2022 den entsprechenden Antrag auf der Mitgliederversammlung. Die Frauen von Hertha BSC starteten einige Monate später in der Regionalliga Nordost, belegten in der Debütsaison den sechsten Platz und stehen derzeit auf Platz drei. Das gesamte Team ist noch sehr jung – die älteste Spielerin, Kapitänin Clara Dreher ist gerade mal 23. Ein großes Highlight hat die Mannschaft von Trainer Manuel Meister bereits erlebt: Vor über 3.000 Zuschauern trafen die Herthanerinnen im DFB-Pokal im Amateurstadion auf dem Wurfplatz auf den Rekord-Sieger VfL Wolfsburg. Der souveräne 6:0-Sieg der Favoritinnen war am Ende fast nebensächlich. „Es hat sich so angefühlt, als wenn wir gewonnen hätten. So wie wir uns gefreut und mit den Fans gefeiert haben. Ein 0:6 gegen solch eine Mannschaft ist ja auch fast wie gewonnen“, jubelte Verteidigerin Lilli Genthe, die zuletzt ihren Vertrag verlängerte. Als mittelfristiges Ziel hat Hertha BSC den Aufstieg in die zweite Bundesliga im Visier – fünf Spieltage vor Saisonende beträgt der Abstand auf die Tabellenführerinnen aus Berlin-Lichterfelde, den FC Viktoria, sieben Punkte. Die vielen Vertragsverlängerungen der Spielerinnen, die Hertha 2025 kommunizierte, zeigen, dass Hertha einen nachhaltigen Ansatz verfolgt. Zur kommenden Saison erfolgt zudem eine Neustrukturierung der Abteilung: Mehrere Nachwuchsteams und die dritte Mannschaft kehren zu Hertha 03 Zehlendorf zurück, damit der Fokus stärker auf den Leistungsteams liegen kann. Frauenfußball als Businesscase Einen anderen Weg wählte der aktuelle Tabellenführer der Regionalliga Nordost, der FC Viktoria 1898 Berlin. Die ausgegliederte Frauenabteilung des Vereins wird von sechs Gründerinnen geleitet und versteht sich als „Fußball-Start-Up“. Die Finanzierung des Projektes soll ein Investoren-Netzwerk sichern – nach dem US-amerikanischen Vorbild des Angel City FC. Dieser Verein wurde 2020 von der Schauspielerin Natalie Portman gegründet und konnte direkt in der höchsten Spielklasse beginnen. Das Budget der Frauenabteilung bei Viktoria setzt sich somit nicht aus den Geldern des Gesamtvereins zusammen. 2024 sprach Co-Gründerin Katharina Kurz von einer Gesamtzahl von 246 Investoren und betonte den Wunsch, „Frauenfußball als Businesscase“ zu etablieren. Diese Rahmenbedingungen ermöglichen viele Vorteile gegenüber anderen Regionalliga-Teams, bauen allerdings auch Druck auf. 2023 verpasste Viktoria den Aufstieg in die zweite Bundesliga zum ersten Mal, im Jahr darauf musste sich das ambitionierte Team ebenfalls mit einem zweiten Platz in der Regionalliga Nordost zufriedengeben. Die Perspektiven im dritten Anlauf sehen gut aus: Als Meister würde Viktoria in dieser Saison aufgrund der Aufstockung der ersten Liga direkt aufsteigen. Fraglich ist jedoch, wie lang der Geduldsfaden des Investoren-Umfelds ist. Dieses erhofft sich ähnlich wie einige prominente Sponsoren ( z.B. Stepstone oder Teufel) wirtschaftliche Vorteile, für die es langfristig eine größere Bühne als die Regionalliga Nordost braucht. Derzeit hat Viktoria einen Zuschauerschnitt von knapp 600, online werden nur vereinzelte Spiele wie zuletzt das Berlin-Derby gegen Hertha übertragen. Stabilität im Hintergrund Den Ambitionen aus Köpenick, Westend und Lichterfelde steht in Berlin-Kreuzberg eine gehörige Portion Realismus gegenüber: Bei Regionalligistin Türkiyemspor Berlin herrschen aktuell gänzlich andere strukturelle Bedingungen. „Wir haben keine Million. Wir haben nur ein paar Tausend“, konstatierte der sportliche Leiter Zeljko Ristic. Dennoch gelingt es dem Kiezklub, im Schatten größerer Vereine konstante Leistungen zu liefern. Die erste Frauenmannschaft stieg 2020 in die Regionalliga Nordost auf und spielt seitdem durchgehend in der Liga. Aktuell werden sie von Greta Budde trainiert, die selbst jahrelang als Spielerin bei Union Berlin aktiv war. Die Verbreitung von Aufstiegsambitionen in der Liga sieht sie positiv: „In den letzten fünf bis sieben Jahren hat sich die Liga extrem entwickelt. Der Fußball ist mittlerweile richtig gut.“ Dass Türkiyemspor mithalten kann, zeigte sich auch am letzten Wochenende. Die Neuntplatzierten holten auswärts bei Hertha BSC einen Punkt. Anders als bei Hertha ist die Altersstruktur des Kaders sehr vielfältig. Neben jungen Talenten laufen in Kreuzberg auch Spielerinnen mit Bundesliga-Erfahrung auf: Mit vier Toren zählt Anna-Sophie Fechner zu den Treffsichersten im Team. Die 36-Jährige war vor 15 Jahren Toptorschützin des Bundesliga-Kaders von Tennis Borussia Berlin – des bis heute letzten Berliner Frauen-Bundesligisten. Aktuell verfügt TeBe über keine Frauen-Mannschaft. Viele Hoffnungsträgerinnen Der Frauenfußball in Berlin entwickelt sich rasant. Das wachsende Interesse und die aktivere Förderung durch größere Vereine bringen erste Erfolge ein. Neben zunehmender Professionalisierung leitete zuletzt auch der Amateursport wichtige Schritte ein, um mehr Mädchen für den Fußball zu begeistern. Der Berliner Fußball-Verband koordiniert seit 2012 das Projekt „Alle kicken mit“, in dem Schul-AGs für einen ersten Kontakt mit der Sportart sorgen. Die Projektarbeit umfasst auch Turniere und die Unterstützung bei der Vereinssuche, um den Übergang vom Freizeitsport in die Vereinsstrukturen zu begleiten. Die Bundesliga-Perspektive und die Teilnahme des Standorts Berlin an der Bewerbung für die Austragung der WM 2029 schüren große Hoffnungen in der Hauptstadt. Möglicherweise sogar auf ein Berlin-Derby in der ersten Liga. Startseite Feedback

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